29. August 2021

Geschichte, Geografie und Wirtschaft der Lofoten

Die Lofoten und Vesterålen liegen etwa 200 bis 300 Kilometer nördlich des Polarkreises vor der Küste Norwegens im Atlantik. Die größten Inseln sind durch Brücken oder Tunnel miteinander verbunden. Beide Inselgruppen haben Straßenverbindung mit dem Festland. Die Vesterålen sind nicht annähernd so bekannt wie die Lofoten, ihr Charakter ist aber ganz ähnlich: Die Lofoten sind etwas schroffer und spektakulärer, die Vesterålen etwas grüner und gelten touristisch immer noch als Geheimtipp.

Die Lofoten bestehen aus den durch Brücken und einen Tunnel verbundenen Hauptinseln Austvågøy, Gimsøy, Vestvågøy, Flakstadøy und Moskesnesøy. Etwas abseits und nur mit dem Schiff erreichbar sind die Inseln Vaerøy und Røst an der südlichen Spitze der Inselgruppe und die Inseln Skrova und Store Molla im Nordosten. Darüber hinaus gibt es über 80 kleinere Inseln, die meisten sind unbewohnt.

2007 wurde die Festlandverbindung Lofast eingeweiht. Ein gigantisches Straßenbauprojekt mit zahlreichen Brücken und Tunneln, an dem über 10 Jahre lang gebaut wurde. Lofast verbindet heute die Lofoten mit dem Festland durch eine landschaftlich wunderschöne Strecke, die durch weite unbesiedelte Regionen führt.

Auf den Lofoten leben ungefähr 24000 Menschen, die Hauptstadt ist Svolvær mit ca. 4000 Einwohnern auf der Insel Austvågøy. Ein weiteres Zentrum ist der Ort Leknes auf Vestvågøy. Die Inselgruppe die sich nördlich an die Lofoten anschließt heißt Vesterålen. Im Gegensatz zu den Lofoten, die mehr einer Inselkette gleichen, bestehen die Vesterålen eher aus den Ausläufern der großen Inseln Langøya und Hinnøya, sowie aus den Inseln Andøya im Norden und Hadsel im Süden.

Neben Landwirtschaft und Tourismus ist natürlich der Fisch die Haupterwerbsquelle der Menschen. Noch heute wird ein sehr großer Teil des im Winter angelandeten Kabeljaus nach wie vor auf Gestellen luftgetrocknet und als Stockfisch exportiert. Hauptabnehmer ist Italien. Auch die Fischzucht und der Heringsfischfang sind wichtige Standbeine geworden.

Die ältesten Spuren menschlicher Besiedelung der Inseln stammen aus der Zeit um 5000 vor unserer Zeitrechnung. In Höhlen fand man Felszeichnungen und die Ausgrabungen an solchen Wohnplätzen belegen, dass bereits zu dieser Zeit Ziegen gehalten wurden.

Die Funde auf Vestvågøy belegen, dass hier und an anderen Orten Nordnorwegens einflussreiche Wikingerhäuptlinge gelebt haben: Tore Hjort aus Vågan, Ottar aus der Gegend um Tromsø und der später nach Island ausgewanderte Olaf Tvennumbruni aus Borg.

Mittelalter

Vågan hieß die älteste Stadt Nordnorwegens. Sie befand sich etwa dort, wo heute Kabelvåg liegt. Von hier aus wurde bereits im Mittelalter Stockfisch von Frachtseglern nach Bergen und weiter über die Hanse nach Südeuropa gebracht. Mehr dazu im Kapitel über den Stockfisch.

19. Jahrhundert

1860–90 bilden Heringsfänge von bisher nicht bekanntem Ausmaß eine neue Einkunftsquelle neben dem traditionellen Dorschfang. 1881 wurde die »Vesterålen Dampfschiffgesellschaft« gegründet, aus der bald die Hurtigrute hervorging. Diese Schifffahrtslinie, die auch als Reichsstraße Nr.1 bezeichnet wird, war für die Menschen in Nordnorwegen verkehrstechnisch eine Revolution. Endlich konnte man nach einem festen Fahrplan reisen, Post kam regelmäßig und Fracht konnte in einem festen Turnus befördert werden.

20. Jahrhundert

Am Anfang des 20. Jahrhundert waren immer noch Schiffe und Boote das einzige Verkehrsmittel auf den Inseln. Bei stürmischem Wetter musste man zu Fuß von Ort zu Ort gehen. Allmählich begannen motorisierte kleine Kutter die offenen Ruderboote abzulösen. Aber es gab auch Konflikte zwischen den armen Fischern, die immer noch mit ihren offenen Nordlandbooten hinausfuhren, und den ersten Trawlern, die mit Dampf betrieben wurden. Die »Schlacht im Trollfjord« ist das bekannteste Beispiel, wo es sogar zu handgreiflichen Auseinandersetzungen kam, weil die Dampfschiffkapitäne den zwei Kilometer langen Trollfjord mit Netzen abgeriegelt hatten und von den Fischern mit den kleinen Booten verlangten, dass sie einen Teil ihres Fanges abgeben sollten, wenn sie im Fjord fischen wollten.

Hurtigruten

So heißt die Postschifflinie, die 1881 auf den Vesterålen gegründet wurde. Bis heute hat sie ihren Stammsitz in Stokmarknes, wo die Geschichte in einem Museum dokumentiert wird.
Heute sehen die Schiffe nicht mehr wie Postschiffe, sondern wie Kreuzfahrtschiffe aus. Aber noch immer werden die Häfen auf der Strecke zwischen Bergen und Kirkenes täglich von einem Schiff nach Süden und von einem Schiff in nördlicher Richtung angelaufen. Und immer noch befördern sie neben Touristen auch Fracht und Post.

Wikinger

1981 stieß ein Bauer beim Pflügen auf Funde aus der Wikingerzeit. Man entdeckte die Grundrisse mehrerer Gebäude. Mehrere Funde wie Goldamulette, Teile von gläsernen Trinkgefäßen, teils mit Goldfäden durchzogen, sowie die Größe des Gebäudes und der dazugehörigen Bootshäuser lassen vermuten, dass hier ein einflussreicher Wikingerhäuptling seinen Hof hatte. Denn mit Booten dieser Größe fuhr man nicht zum Fischen hinaus. Man geht davon aus, dass Olaf Tvennumbruni hier gelebt hat.

An dieser Stelle errichtete man die Nachbildung eines 87 Meter langen Langhauses der Wikinger. Dieses Langhaus bildet heute das Herzstück des Wikingermuseums Lofotr. In den letzten Jahren ist das Museum noch einmal durch eine moderne Ausstellung erweitert worden. Einzigartig ist die Mischung aus einem großen Freilichtgelände mit einem Wikingerschiff, einer Schmiede, Trachten und Haustieren sowie dem wissenschaftlichen Teil und einem Museum zum Anfassen, das z.B. auch Familien mit Kindern Spaß macht. Ein besonderes Highlight ist eine 1:1 Replik eines Wikingerschiffs, das die Gäste des Museums nicht nur besichtigen, sondern, soweit es das Wetter zulässt, täglich mehrmals auf dem Fjord ausprobieren dürfen.
Das alljährlich auf dem Museumsgelände stattfindende Festival ist zu einem Treffpunkt von Wikinger-Freunden aus ganz Europa geworden. Sollten sie in der Woche in der Nähe sein, versäumen sie es nicht. Es lohnt sich und es kostet nur den regulären Eintritt in das Museum.
Zusammenfassend kann man sagen: Das Wikingermuseum Lofotr in Borg ist das Museum der Lofoten!

2. Weltkrieg

In den ersten Kriegsjahren blieben die Bewohner der Inseln im Großen und Ganzen verschont. Die deutschen Besatzer hatten es lediglich auf einige Heringsölfabriken abgesehen, die für die Rüstungsindustrie wichtig waren. Im März 1941 änderte sich das Bild und die britische Kriegsmarine machte einen Angriff auf mehrere Fischölfabriken und Tanklager auf den Lofoten. Die Bewohner begrüßten die britischen Soldaten als Befreier. Als sie sich nach wenigen Stunden zurückzogen, folgten viele Bewohner Ihnen ins Exil nach England, wo sich auch der norwegische König befand. Danach kam es zu brutalen Vergeltungsaktionen der deutschen Truppen. Fortan waren die deutsche Wehrmacht wie auch SS und Gestapo immer präsent und die Inseln blieben auch von Kampfhandlungen und Bombardierungen nicht verschont.
Bei der zweiten Offensive im Dezember des gleichen Jahres hatten die Bewohner schnell begriffen, dass dies nicht der unmittelbare Beginn der Befreiung vom Faschismus war, sondern dass sie nur die Opfer einer strategischen Operation waren. Sie reagierten aus Angst vor Repressionen zurückhaltend, aber wieder flohen viele Lofoter nach England. Dennoch ging der Plan der Alliierten langfristig auf: Nazideutschland baute die Küste Nordnorwegens zunächst mit viel Energie zu einer Festung aus, wurde dann aber zum Rückzug und schließlich zur Kapitulation gezwungen. Die grausame Behandlung der Bevölkerung und insbesondere der Kriegsgefangenen, die in Nordnorwegen beim Straßenbau eingesetzt wurden, und die „Verbrannte Erde“ auf dem Rückzug zeigten auch hier der Welt, wie deutsche Gründlichkeit aussehen kann.

Nachkriegszeit

Der Einsatz neuer Fangmethoden und die durch die Kriegsjahre verschonten Fischbestände führten zu neuen Rekordjahren im Fischfang. Mit den größeren Booten ändert sich auch das Leben der Menschen. Es entsteht eine Fischindustrie mit Kühlhäusern und Filetierfabriken. Straßen werden gebaut und Fährlinien verbinden neben der Hurtigrute die Inseln. Orte, die bisher ein Schattendasein führten, blühen auf; andere wie zum Beispiel Öksnes auf Skogsøya, die bislang das Zentrum der Region waren, verlieren an Bedeutung. Kleine Orte und Höfe wie etwa auf der Außenseite von Moskenesøy werden ganz verlassen und aufgegeben. Einst blühende Fischerorte wie Nyksund und Nußfjord werden entvölkert, weil ihre Lage nicht mehr den modernen Erfordernissen an einen Fischerhafen entspricht.

Tourismus ist auf den Lofoten ungefähr seit 50 Jahren ein Thema. 1963 wurde der Lofotveien, der der heutigen E10 entspricht, eröffnet. Diese Straße machte es möglich die Inseln von Moskesnesøy bis Austvågøy mit dem Auto zu durchfahren. Zwischendurch musste man seinerzeit allerdings noch einige Fähren nehmen. 1980 wurde der Nappstraumentunnel, der die Inseln Vestvågøy und Flakstadøy verbindet, eingeweiht und fortan war die Verbindung von Fiskebøl im Norden bis nach Å im Süden fährfrei zu durchfahren. Der erste Campingplatz entstand 1961 in Sandsletta. Heute wird die Anlage von den Geschwistern Beate und Terje Bertheussen in der dritten Generation betrieben.

Ein weiterer Meilenstein war sicherlich 2007 die Eröffnung der Trasse Lofast, die es nun möglich macht fähr- und mautfrei vom Festland auf die Lofoten zu fahren.
Auf den Vesterålen geht und ging es ein wenig beschaulicher zu. Die Gemeinde Bø wurde 1980 an den Rest der Vesteralen durch einen Tunnel angeschlossen. Die Vestbygdinseln, wo sich früher das Zentrum der Region befand, sind bis heute nur per Boot erreichbar. Walbeobachtungstouren werden seit 1988 von Andenes und seit 1994 von Stø veranstaltet.